--- Meinungen, Berichte und Sinnloses aus meinem Nachrichtenbunker in der regnerischen Hansestadt ---

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Dienstag, 9. Juni 2009

Akitas - 2 - Anflug

1 - Abflug

Nerviges Ticken weckte Stavros aus seinem dösigen Schlaf. Er war Kapitän und sein Schiff flog auf der gefährlichsten Route im Sonnensystem, da konnte er sich richtigen, echten, erholenden Schlaf nicht leisten. Das Ticken konnte nur eins bedeuten: Man verlangte nach ihm auf der Brücke. Also rollte er sich aus seiner Koje, schnappte sich seine geliebten Hecutor und machte sich auf den Weg. Es war nicht weit, schließlich lag seine Kajüte gleich hinter der Brücke der Akitas, gegenüber der Kajüte von Derrik, dem Piloten. Dahinter schlossen sich die Räume der anderen Besatzungsmitglieder an.
Eigentlich war es still auf seinem Schiff, die anderen schliefen wahrscheinlich. Bis auf Harlon. Trotz der speziellen Geräuschdämmung seiner Kajüte konnte Stavros die laute Musik seines Waffenspezialisten hören. Bei der nächsten Gelegenheit würde er Bure beauftragen, die Dämmung zu erweitern, denn obwohl durch diese Maßnahme zur Sicherung der Ruhe des Restes der Besatzung seine Kajüte kleiner wurde, wollte Harlon nicht auf das lautstarke Hören von Musik verzichten.
Einige Schritte und ein herzhaftes Gähnen später stand er auf der Brücke seines ehemaligen Typ 223. Das Gesicht Derriks wurde nur durch den Widerschein einiger Monitore erhellt. Stark zeichneten sich einzelne Barthaare und Falten darauf ab, er sah von der Seite betrachtet wirklich alt aus. Mit versteinertem Gesicht deutete er wortlos auf einen der Monitore. Noch nicht vollständig funktionsfähig, brauchte Stavros einen Moment, bis er aus der Anzeige schlau wurde: erst sah er nur ein blaues Dreieck mit zwei nach innen geschwungenen Seiten - das taktische Zeichen für die Akitas - und ein größeres rotes Dreieck in einem Feld aus unterschiedlich großen hellgrauen Punkten. An einer gestrichelten Linie, welche zwischen den beiden Dreiecken verlief, flackerten mehrere Zahlen. Dann begriff er, was er sah: die Akitas war schon im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und flog direkt auf ein feindliches Schiff zu. Die Zahlen neben der projizierten Bahn sagten ihm, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Akitas entdeckt werden würde.
Schnell fasste er einen Entschluss. " Bring uns hinter den großen Asteroiden da und schalte die Triebwerke ab. Ich wecke die andern. " Derrik grinste breit und hieb nur kurz auf eine Taste ein; " Kurs berechnet und gesetzt, Kapitän. Du bist so berechenbar! " Ganz Recht hatte Derrik mit dieser Behauptung zwar nicht, doch war es die logischste Handlung, die Stavros einfiel. Statt einer Antwort schickte er einen Weckruf an die Besatzung. Alle sollten sich fertig machen und in die Messe begeben. ' Schema Stillschweigen ', sagte allen, dass sie sich so ruhig wie möglich verhalten mussten. Mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit schaltete er die Gefechtsbeleuchtung des Schiffes ein. Damit erloschen alle externen Lichtquellen und intern gingen Leuchten an, die das gesamte Innere in blutrotes Licht tauchten. Obwohl er es schon oft gesehen hatte, trieb ihm der Anblick der blutroten Brücke der Akitas immer noch das Adrenalin durch die Adern.
Dickes, schweres Licht floss hinter den Monitoren über den Sichtscheiben der Akitas hervor, über die halbrunde Bedieneinheit ganz vorn im Bug und erhellte die Tastenfelder und Schalter, die ihnen die volle Kontrolle über das Schiff gestatteten. Nebeneinander standen die beiden Kommandosessel davor, der rechte besetzt von Derrik, während der Linke für Stavros vorgesehen war. Doch benutzte er diesen nur selten, schließlich ließ sich die Kommunikationsanlage auch im Stehen bedienen und fürs Fliegen war Derrik zuständig. Hinter den Kommandosesseln befanden sich noch mehr Stationen, eine für die Hauptbewaffnung und eine Sensorstation, die auch zur Gefechtskoordinierung mit den Shuttles benutzt werden konnte und auch benutzt wurde.
"Los komm! ", sagte Stavros zu seinem Piloten. Die anderen warteten sicher schon in der Messe. Der kurze Gang an den Besatzungskajüten vorbei, brachte die beiden schweigenden Männer dorthin, wo sich die restliche Besatzung schon versammelt hatte. Harlon stand mit verschränkten Armen neben dem Schott. Bure stand in verdrecktem Overall im Durchgang zum Maschinenraum, wahrscheinlich hatte er eine Nachtschicht eingelegt. Oder war nur wieder mal zu faul gewesen, in seine Kajüte zu gehen. Mit vorwurfsvollem Blick und einem langen Bademantel bekleidet stand Moira neben der Kochecke, in der Klara grade zu Gange war. Möglicherweise Kaffee für die müden Augen. Die beiden Zwillinge saßen am Tisch in der Mitte des Raumes. Romeo blickte auf, als sie eintraten, Callypso war schon wieder eingepennt. Als Romeo das bemerkte, zog er seinem Bruder den Arm weg, auf den der seinen Kopf gestützt hatte. Mit einem lauten *plonk* schlug Callypsos Kopf auf den Tisch. Er schreckte hoch, begriff die Situation, nuschelte eine Entschuldigung und rieb sich die Stirn. Seinen Bruder bedachte er mit einem eisigen Blick. Bis auf Harlon mussten alle unwillkürlich grinsen.
"Also, warum scheuchst du uns jetzt alle auf, Kapitän?", fragte Moira, sich den dünnen Bademantel noch enger um den schlanken Körper ziehend. Sie nahm von Klara eine Tasse entgegen, setzte sich dann zu den Zwillingen an den Tisch und zog die nackten Füße mit auf den Stuhl. Stavros setzte zu einer Erklärung an, wurde jedoch durch Derrik unterbrochen: " Ich habe ein feindliches Schiff bemerkt, und jetzt verstecken wir uns erstmal hinter einem Asteroiden. Vorschläge? " " Danke, Kapitän Derrik! ", sagte Stavros. Alles grinste wieder. " Also, Vorschläge? ", fragte Stavros. " Schema Rage. " " Nein Harlon, wir werden nicht die Shuttles abkoppeln und mit blitzenden Kanonen auf Die zufliegen. So kommen wir keine zwei Klicks weit", sagte Stavros. Harlon grummelte. " Am besten halten wir uns so lange wie möglich an den Asteroiden und versuchen so an dem 'feindlichen Schiff' vorbeizukommen", sagte Moira in ihre Kaffeetasse. " Was heißt eigentlich 'feindliches Schiff' genau? ", wollte sie dann wissen. Alle sahen Stavros fragend an, doch der blickte zu seinem Piloten.
Derrik antwortete: " Die Fei Lung. Scheint mir ne seltsame Mischung aus mehreren mittleren Frachtern und nem Asteroidenernter zu sein. " Harlon verschwand durch das Schott zur Brücke. Stavros dachte sich nichts weiter dabei, er sann immer noch über die beste Taktik nach, sein Schiff und die Besatzung und natürlich auch seinen Arsch zu schützen.
Nach eine Weile, in der Callypso schon wieder leise vor sich hin schnarchte und Moira hin und wieder verträumt vor sich hinstarrend ihren an ihrem Kaffee nippte, sagte er: " Wir machens so. Wie du vorgeschlagen hast, Moira. " Verwirrt blickte sie auf. " Ich... äh... Ach so. Ja natürlich machen wir das so! " Sie grinste breit. Stavros grinste breit zurück. " Weitermachen! ", befahl er. Die Besatzung verstreute sich wieder, nur Callypso wurde schlafend am Tisch zurückgelassen und Moira folgte Stavros auf die Brücke.
Dort trafen sie auf Derrik und Harlon, wobei der hünenhafte Schütze der Akitas unüblicherweise auf dem Sensorenplatz saß. Moiras Gesichtsausdruck bildete ein Fragezeichen, schließlich war die Waffenstation sein Platz. Einleitungslos sagte Harlon: " Dieses Ding besteht wirklich aus drei mittleren Frachtschiffen, eins davon Konsortium, die anderen beiden sind asiatische Modelle. Oder besser waren. Die beiden Klauen am Bug sind eindeutig von einem Rohstoffsammler. Offensichtlich ist die Fei Lung nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Piraten gebaut worden, die Brücke und Steuerrungsmodule für die Klauen befinden sich nämlich in dem kleinen asiatischen Frachter an der Unterseite. Wahrscheinlich können die das Ding auch fernsteuern. " Stavros wunderte sich über diese ungewöhnlich lange Ausführung Harlons, fehlten doch die wichtigsten Angaben wie Besatzung, Anzahl der Shuttles, Bewaffnung und Gefahrenpotenzial. Als könne er Gedanken lesen ratterte Harlon diese Angaben dann doch noch herunter:
" Besatzung zwischen zwanzig und vierzig, mindestens drei Shuttles, das Kommandoschiff nicht mitgezählt, fünf sichtbare Massebeschleuniger vom Konsortium, Gefahrenpotenzial je nach Aggressivität des Kapitäns, wahrscheinlich sehr hoch. "
" Sie sieht aus wie eine Krabbe ", entfuhr es Moira. " Stimmt. Sorgen wir dafür, dass sie die Akitas nicht in die Klauen bekommt und auseinander nimmt! ", entgegnete Stavros.
Bald darauf traf die Akitas auf den Asteroiden. Derrik steuerte sie ganz nah an den Asteroiden, passte die Bahn an und schaltete dann die Triebwerke ab. Langsam drehten sie sich mit dem Gesteinsbrocken im All. Die Männer auf der Brücke waren angespannt und warteten. Stavros starrte auf den Bildschirm, auf dem die vermutliche Position der Fei Lung angezeigt wurde. Derrik sah suchend aus den Brückenfenstern, während Harlon irgendwelche Datenbanken durchforstete, vielleicht auf der Suche nach Informationen über die einzelnen Teile des Schiffes. Moira ließ sie zusammenfahren, indem sie sagte: " Scheiße, is das auf einmal kalt hier! Hättest du nicht wenigstens die Heizung anlassen können Derrik? " Harlon schnaubte nur, doch Stavros und Derrik drehten sich beide zu ihr um, sie stand immer noch in Bademantel und barfuß auf dem Stahlboden der Brücke. Sie trippelte von einem Fuß auf den anderen und hätte Derrik keine Ohren gehabt, hätte er ihm Kreis über die Reaktion von Moiras Körper auf die Kälte gegrinst. " Los scher dich in deine Kajüte und zieh dir was an, bevor wir an seinem Sabber ertrinken! " sagte Stavros leise. Doch statt sich von der Brücke zu bewegen, deutete Moira auf den Hauptbildschirm und rief: " Schaut doch! "
" Ach verdammte Scheiße, die haben uns gefunden! ", fluchte Derrik und warf die Triebwerke an. Urplötzlich waren auf dem Schirm zwei kleine rote Dreiecke aufgetaucht. Als der Pilot die Akitas von dem Asteroiden lösen wollte, befahl Stavros: " Lass das! Die haben uns in der Zange. " " Harlon blickte von der Sensorenstation auf und sagte: " Funkspruch. Wir sollen das Schiff aufgeben, dann wird uns nichts passieren. Die Arschlöcher wollen bloß, dass wir bei ner Flucht nix kaputtmachen. So was mindert den Wert."
" Na den Wert sollen sie sich erkämpfen! ", brüllte Stavros hasserfüllt, " Ich lass mir doch mein Schiff nicht von solchen Bastarden klauen und verscheuern! Los alle zu den Waffen. Die bekommen von mir einen heißen Empfang! "

5 Kommentare:

  1. Das Schiff aufgeben ... pff, das wärs ja! Dein Schreibstil erinnert mich ein bisschen an Andreas Eschbach in seinem Roman "Quest" :-) ... besonders gut gefällt mir "los scher Dich in die Kajüte und zieh Dir was an, ebvor wir an seinem Sabber ertrinken" :D

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  2. Andreas Eschbach kenn ich nicht, trotzdem Danke :-D

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  3. Sehr schön, aber du kenns ja meine Meinung schon! ;-)
    Es freut mich das wir so inspirierend auf dich wirken. :D

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  4. Mir gefällt das echt gut und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Nur mach mal richtige Absätze oder so. Das liest sich sehr schwer.

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  5. Die zusammengewürfelte Crew gefällt mir! Erinnert mich an die der "Firefly"... ;-)

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