--- Meinungen, Berichte und Sinnloses aus meinem Nachrichtenbunker in der regnerischen Hansestadt ---

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Samstag, 26. Februar 2011

OPZ - Mein Erfahrungsbericht

Tag 1
Am Anreisetag (der mich auch durch die nichtexistente deutsche Stadt geführt hat) gabs allererst Stuben und Bettzeug (kein schlechter Zeitpunkt, die anderen Bewerber kennen zu lernen, so bei der Anreise noch nicht geschehen). Im Anschluß die erste Inforationsveranstaltung, bei welcher der allgemeine Ablauf und einige Regeln erläutert wurden (so hat mich beispielsweise die Kopfbedeckungs-und-Gruss-Praktik überrascht, ist nämlich die gleiche wie bei der Lw). Danach konnten wir uns im 'Mannheim' noch verpflegen, was ich nach 15 Stunden ohne Nahrungsaufnahme auch gern gemacht habe. Dabei gabs dann (wie auch später immer wieder) die Möglichkeit, die Betreuungsoffiziere mit allerlei Fragen zu löchern. Das haben die zivilen Bewerber auch viel gemacht, wobei klar wurde, wie uninformiert viele von denen hier herkommen. Dabei hab ich mich schon schlecht gefühlt, weil ich nur eine Verwendung und einen Studienwunsch hatte und auch praktisch nur darüber Bescheid wusste.

Tag 2 - 1. Prüfungstag
Der begann wie der Tag zuvor so früh, dass sich die letzten bis Mittag (!) beschwert haben, wie zeitig sie doch hätten aufstehen müssen. Verweichlichte Schülerschaft!
Der erste (offizielle) Punkt der Tagesordnung war der Aufsatz, bei dem in einer halben Stunde (und keiner Sekunde mehr) zwei Begriffe voneinander abgegrenz und verglichen werden mussten. Ich hatte Gewohnheit und Tradition, wens interessiert der fragt einfach Google nach "Aufsatzthemen OPZ", da sind doch ne ganze  Menge zu erfahren. Im Anschluss gings für mich zum Mathetest am Computer. Was haben sich andere davor gefürchtet... Aber wenn man wie nicht weiss was man da falsch macht, schockt das auch nicht so sehr xD.
Ich bin dann zur ärtztlichen Untersuchung (wer wie ich denkt, mit nem 90/5 is alles gemacht, irrt), musste noch mal sehen, hören, pinkeln, atmen und kniebeugen. Mir wurde wieder eröffnet, dass ich kein Pilot werden kann, weil meine Augen so schlecht sind, wie sie eben sind. Aber auch das war erwartet.
Nach ein bisschen Warten (worauf man sich als Soldat eh einstellt) gings zum GSV. Dazu würde ich nicht viel mehr sagen als; man diskutiert mit 4-5 Mitbewerbern über zwei Dilemmata, eins in Sachen Krisenmanagement (da waren wir als Angestellte mit 300 Leuten in nem Kino eingeschlossen) und Ressourcenmanagement (hierbei gings um die Rückfahrt von ner Disko, wobei mindestens Einer zurückbleiben muss). Das ist alles an sich recht zwanglos, wer reden kann, sollte dabei keine Probleme haben. Zum GSV gehört im Anschluss noch ein Kurzvortrag, für dessen Vorbereitung man 25 Zeit hat um dann bis zu 10 Minuten zu reden. Wer das von der Schule her kann, ist klar im Vorteil. Ob man sich auf die Themen dabei vorbereiten kann, halte ich für fraglich, die Informationslage ist da meiner Erfahrung nach recht dünn, aber mehr als 10 Themen gibts afaik nicht.
Der vorletzte und für mich stressinduzierendste Termin auf meinem Laufzettel war das persönliche Interview mit einem Offizier und einem Psychologen. Nichts anderes als ein Vorstellungsgespräch. Meins viel im Gegensatz zu denen der zivilen Bewerber recht kurz aus, da ich jede Frage zur Zufriedenstellung des Offz beantworten konnte. Die Psychologin hat mich auf eine Aussage festgenagelt, aber auch da hat sie dann irgendwann aufgegeben. Hatte mich darin also gut geschlagen, trotz zeitweise staubtrockenem Mund. Aber nicht nur mein Gespräch war kürzer als das der anderen, auch mussten sich die Beiden bei mir im Nachhinein nicht lange entscheiden, ich wurde schon kurze Zeit später ins Prüfzimmer zurückgeholt und mir wurde meine Eignung zum Offizier (unter Vorbehalt des nächsttägigen Sporttests) mitgeteilt. Außerdem wurde ich aufgeklärt, wie ich durch die Prüfer wahrgenommen wurde und wie man zu der Entscheidung gelangt war. Das kann durchaus ein Sonderfall sein, es gibt Kameraden, welche bisher (Wochen nach ihrer [vergeigten] Eignungsfeststellung) nicht wissen, woran sie gescheitert sind.
Den Abschluss des Tages bildete ein weiterer Vortrag, diesmal über den Sportest (nebenher) und den Ablauf der Einplanung (hauptsächlich). Gehalten wurde der Vortrag von einem MarineOffz, der auch für den einen oder andern Lacher sorgte, was kein schlechter Abschluss für einen so aussergewöhnlichen Tag war.

3. Tag - 2. Prüfungstag
Morgens gings gleich zu nem leichten Frühstück (meins bestand praktisch wieder nur aus Kaffee), denn im Anschluss stand der Sporttest an. Trotz diverser und kontrovers diskutierter Ansichten, sind mehr als 20 Bw-Liegestütze und über 30 Sit-Ups in je 40 Sekunden, mehr als 2m aus dem Stand springen und 4x9m Pendellauf in unter 10 Sekunden, sowie etwa 2km in 12min rennen durchaus schaffbar. Wir hatten aus purem Zufall auch noch das Shooting für die neue Bw-kampagne in der BamS für die Mannschafterlaufbahn bei unserem Durchlauf. Falls euch also in nächster Zeit ein (sehr) sportlicher Typ dazu aufruft, als Mannschafter zur Bw zu kommen: die Bilder sind von nem HG an der OPZ. Die Ergebnisse dieses ausgedehnten Morgensports erfährt man im Zweifel (also wenn man danach fragt) erst Stunden später von seinem Einplaner.
Womit ich schon beim nächsten und letzten Punkt wär: der Einplanung. Wenn man eine Studieneignung (was bei mir aufgrund meiner miserablen Matheleistung zumindest für Geistesweissenschaften der Fall ist) hat, darf an vorher möglicherweise noch zum Studienberater, der berät, wenn der Erstwunsch nicht möglich oder schwer zu erfüllen ist. Dieser Studienberater hat mir meinen Erstwunsch Politikwissenschaften praktisch ausgeredet (zum Warum später mehr) und mich damit überrumpelt. Wie eingangs schon geschrieben, bin ich mit einer festen Vorstellung da hingefahren. Hab dann spontan Bildungs- und Erziehungswissenschaften (ehemals Pädagogik) als Zweitwunsch angegeben. Da werd ich mich nochmal drum kümmern müssen, mit Staats- und Sozialwissenschaften ist mir bestimmt eher geholfen.
Nach dem Studienberater hab ich 3 Stunden auf meine Einplanung warten dürfen, bin der Vorletzte aus meiner gesamten Prüfgruppe von mittwochs über 40 und freitags noch etwa 25 gewesen. Der freundliche Hptm hat mir meine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme am Eignungsfeststellungsverfahren und eine (billig wirkende) Armbanduhr überreicht, um mir dann zu erklären, dass eine Einstellung in die Politikwissenschaften für mich nicht in Frage kommt, da er jetzt schon eigentlich zu viele und bessere Bewerber auf die 7 Studienplätze hat. Nach ein bisschen Schnacken hab ich dann meine Verwendungs- und Studienzusagen bekommen für den Einsatzführungsdienst (Radarflugleitung) mit BEW-Studium, oder - sollte ich den zu ersterem notwendigen Test nicht bestehen - den Flugabwehrraketendienst mit BEW-Studium. Als Rausschmeisser gabs dann noch einen Schriebs als Druckmittel, dass ich bis zur Einstellung in die Offizierslaufbahn FWDL werde, schliesslich hab ich da gesetzlichen Anspruch drauf.
Erleichtert und glücklich hab ich mich freundlich von allen verabschiedet und bin von der Dachkante gesprungen hab mich in Richtung Hauptbahnhof zu Köln verpisst, wo ich zu allererst aus der Uniform und in bequemere Sachen gestiegen bin. Erstens gewinnt die Uniform keinen Komfortpreis und zwotens gingen mir die starrenden Blicke der Frischlinge vom Wachbattallion auf die Ketten. Die hatten warscheinlich gestern nach ihrer 2-Monatigen Grundausbildung Dienstantrittsreise. Als Flieger. xD
Weil ich ja nun schonmal da war, hab ich mir auch den Dom von aussen und innen angeschaut - verflucht beeindruckend und sehenswert! - und hab mir in der Nähe ne Kneipe gesucht um dieses ominöse Kölsch mal zu trinken. Hier im Osten hört man ja so einiges dadrüber... 2 Stangen zu je 1,50€ haben mir gereicht um zu dem Schluss zu kommen: wers mag kann, ich trink die Plörre nie wieder! ^^

Fazit OPZ: Wer sich vorbereitet und weiss was er/sie will, kann bei der OPZ auf gute Ergebnisse zählen. Die Prüfer sind alle freundlich, die Horrorstories stimmen alle nicht.

Ergebnis (persönlich): Madse wird Offizier mit Studium! Entweder, wie angestrebt, im Einsatzführungsdienst oder beim Flugabwehrraketendiens.

Akb-Vz:
OPZ - Offizierbewerberprüfzentrale
GSV - Gruppensituationsverfahren

(weils in dem Post gefehlt hat)
SanDst - Sanitätsdienst der Bundeswehr, "5 Minuten vor Zeit, ist des Soldaten Pünktlichkeit, der Sanitäter, der kommt 10 Minuten später!"
SanStff - Sanitätsstaffel, da sitzen die Sanis, wenn sie nicht zu nem FachSanZ oder dem BwK gehören
FachSanZ - Fachsanitätszentrum, ein abgespecktes
BwK - Bundeswehrkrankenhaus, das Beste des Besten, was unsere ärtztliche Versorgung zu bieten hat.

Mittwoch, 23. Februar 2011

(On) My Way

Freunde der schwarzen Sonne, welche glorreich verdunkelt, wenn ihr das lest, sitze ich (hoffentlich) schon im ICE nach Köln. Auf mich warten dort (ebenso hoffentlich) 3 Tage Eignungsfeststellung für die Offizierslaufbahn der Luftwaffe.
Deshalb hab ich gestern abend meiner Uniform noch mit Nadel und Faden den letzten Schliff gegeben, meine riesige Verlegetasche mit allerlei Gekrams vollgepackt und mich nochmal entspannt.
Auf dass ich am Freitag von Erfolgen berichten kann!

(Liveberichte möglicherweise auf Facebook, Lagezusammenfassungen vielleicht per imperialem Auftragspost hier)

Mittwoch, 16. Februar 2011

Dezent frustriert

... vom SanDienst der Bw (ob wieder mal oder immer noch sei mal dahin gestellt). Dienstag hab ich zwar meinen 90/5er bekommen, bin also 'gesundheitlich geeignet', aber das betrifft nur den Allgemeinen. Den 90/5er für meine Wehrfliegerverwendungsfähigkeit (die mich köperlich zum Fliegen befähigen soll, ausserdem ein herrlich langes Wort) wiederum hab ich nicht bekommen. Den hat man beim Durchsehen meiner Dokumente am Dienstag mehr so zufällig gefunden (obwohl der gesamte Scheiss schon seit Monaten da inner SanStff rumliegt). Nicht das ich erwarte, die (CopyPaste) Wehrfliegerverwendungsfähigkeit zu bekommen, schliesslich bin ich ohne Brille blinder als Agnar der Augenlose, aber trotzdem muss dieser spezielle Wisch von einem Fliegerarzt unterzeichnet werden, das dürfen unsere normalen Truppenärzte nicht. Aber ich glaub nichtmal ne ganze Woche vor meinem Termin an der OPZ ist mir das egal. Frustriert bin ich daher in erster Linie vom Personal. Welches ganz nebenbei auch noch die G-Akte eines Kameraden verschlampt hat. Was so ziemlich das wichtigste Dokument eines Soldaten in dieser Verwaltungsarmee ist.

... von Resistance Retribution für die PSP. Es macht Spass, keine Frage, aber ich hab es grade recht geschickt hinbekommen, mich ohne Munition an eine Stelle zu manövrieren, bei der entweder ich oder, wenn ich mal in Deckung gehe und mit Ruhe und Gelassenheit den Raum leerballere, die Frau stirbt, welche ich eigentlich retten soll. Eine etwas ausweglose Situation (aber das dachte ich auch von der Bibliothek und dem Amöbenabschnitt bei Metro2033), welche auch durch einen sonst recht verlässlichen Walkthrough nicht zu lösen ist. In dem heisst es nur lapidar: 'Da kommen dann je 4 Standartgegner in 2 Wellen, die du töten musst. Achja, das Weib was nur statisch hinter dir rumliegt und sich keine Deckung sucht, darf nicht sterben'. Loving it.

Last but least: ein Lichtblick. Einer der Austauschschüler aus dem Israelprogramm, inzwischen nenne ich ihn Freund, war übers Wochenende da. Es hat wahnsinnig viel Spass gemacht und ich habe festgestellt, dass das bilinguale Programm an dem ich teilgenommen habe, vielleicht ein wenig zu erfolgreich war. Seit Tage denke und träume ich wieder auf Englisch. Aber ich liebe diese Sprache trotzdem.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Für den Körper, für die Ohren, auf die Nerven

Bin heute dienstlich in Leipzig gewesen. Im ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus (BwK), welches inzwischen nur noch als FachSanZ geführt wird.Da hab ich mich zum ersten Mal bei nem Bundeswehrarzt in guten Händen gefühlt. Endlich mal jemand, bzw Mehrere, die genau wussten was sie tun. Mag sein, dass das im Rest der Republik Gang und Gebe ist, aber was ich bisher an Sanitätseinrichtungen der Bw kennen gelernt habe und drüber gehört habe, ist kompetentes Personal schwer zu finden. Und ich bin in letzter Zeit echt oft bei Sanis, alles im Zuge meiner körperlichen Eignungsfeststellung für die Offizierlaufbahn. Übrigens (grösstenteils) genau die Gleiche, die auch die auf der Gorch Fock abgestürzte Kadettin hat über sich ergehen lassen müssen. Mir sind die genauen Zeitabstände bei der Marine zwar nicht bekannt, aber zwischen dieser Eigenungsfeststellung inklusive der Bordverwendungsfähigkeit, im Bundeswehrjargon aufgrund des dafür verwendeten Formulars nur "Neunzig Fünfer" genannt, vergehen durchaus mehrere Jahre. Soll heissen, da können ein paar Kilo Gewichtsdifferenz ohne weiteres auftreten. 

Ganz anderes Thema. Musik nämlich. Namentlich von Facebreaker. Old School Death Metal vom Feinsten. Wer die Breeding Death EP und Resurrection Through Carnage von Bloodbath schon (wie auch immer das gehen sollte, aber mal angenommen) totgehört hat, dem wird das Album Infected mehr als gefallen. Laut, Brutal, verbrüllt, mit stampfenden Drums und fiesen Frickelriffs ein Fest der schwedischen Musik für den Langhaarmattenschwinger. Längster Track: 5:13. 'nuff said.

Drittes Thema des heutigen Abends: ein weiteres Mal Ägypten. Schon klar, dass derzeit die gesamte Medienwelt, die was auf sich hält, grade dort hinschaut. Aber es macht meiner Meinung nach wenig Sinn, unbestätigte Meldungen in stundenlangen Sondersendungen breit zu labern. Schliesslich hatten wir das diese Woche schon, wobei sich die Meldung von Al Arabija letztlich als Falschmeldung herausgestellt hat. Ja, die Leute sitzen seit mehr als 2 Wochen auf diesem Platz. Ja, es hat Zusammenstöße gegeben. Aber nein, ich will nicht, dass die Reportage, die ich grade (ehrlich) interessiert geschaut habe, durch eine Sendung unterbrochen wird, bei der eine richtige Meldung und reichtlichst Vermutungen ins Land gesendet werden. Und weiterhin nein, ich will mir nicht jedes Mal die unüberlegte Meinung einer deutschsprachigen Ägypterin am Telefon anhören, die offenbar grade auch mit mitten in Kairo sitzt. Es interessiert mich einfach nicht mehr. Der Notstand und die ganz große Aufregung sind vorbei, jetzt ist die Zeit der Strippenzieher und der Schattenverhandler. Richtig Politik machen halt.

Bevor die Prediger der political correctness mir gleich wieder aufs Dach steigen: Lest euch den folgenden Absatz NICHT durch. Danke. Allen Anderen: Viel Spass.
Warum sitzen Leute auch noch nach Wochen auf der Strasse? Wollen sie wirklich den Druck auf den Staat aufrecht erhalten? Oder doch lieber ein paar Tage länger nicht arbeiten gehen? Vielleicht sollten wir das auch mal probieren. Schliesslich hat unsere Regierung auch ihre Fehler, siehe grade 'gescheiterte' Verhandlungen über den Hartz IV-Satz. Oder den schon wieder verschwundenen 'Diskurs' über das Atomendlager-Problem in Verbindung mit der Laufzeitverlängerung. Oder sei es nur die Unpünktlichkeit der Berliner S-Bahn. Sollten wir vielleicht auch den Platz vor dem Reichstag besetzen, mit (eigens herangeschafften) Pflastersteinen schmeissen und den bedingungslosen Rücktritt des Apparates fordern? Warscheinlich ist es dann aber angenehmer, wir machen das im Sommer irgendwann. Derzeit ist es ja noch recht kalt....

Aber denkt mal drüber nach, wann ihr noch keinen Urlaub habt, aber trotzdem Lust ein paar Tage/Wochen auf dem Grünen mit vielen Gleichgesinnten zu kampieren und - als Hintergedanken - nicht zu arbeiten.

Samstag, 5. Februar 2011

Krawalle, Tote, Untätige und langweilige Kameraeinstellungen

Also Ägypten. Am Mittwoch hab ich ganz ungläubig auf den Fernseher im Break-Room gestarrt, weil ich erst garnicht recht glauben wollte, was da auf dem Tahrir-Platz in Kairo passiert. Aus friedlichen Protesten wurden Straßenschlachten, gegen die die 1. Mai-Krawalle in Berlin oder die Jugendaufstände in Paris wie Kindergeburtstag aussehen. Den Rest der Woche hatte ich praktischerweise die Möglichkeit die total-Berichterstattung auf ntv verfolgen zu können.
Wie auf Facebook schon vermutet, wurde es insbesondere Nachts richtig heftig, mit Molotovcoktails, Schiessereien und offensichtlich von Regimenahen bzw. -treuen Kräften inszinierten Vorfällen am Rande der Stadt oder der Proteste (Ich errinner nur mal an die Überfälle auf die SOS-Kinderdörfer). Die ganze Zeit hielt sich die Armee aus der Sache mehrheitlich raus, aber was will man mit den Paar einzelnen Hanseln und Panzern auch groß gegen diese gigantischen Massen machen?
Mal ganz davon abgesehen, wieviel Menschen noch sterben werden, wieviele noch verletzt werden oder wie lange dieser Zustand noch andauert: was wird dann passieren? 
Husni Mubarak geht. Das steht praktisch fest. Seinen Sohn oder andere, ihm nahe Stehende werden auch nicht an die Macht kommen. Wie auch, das Militär scheint nicht hinter ihm zu stehen und sein Polizeiapparat ist wohl nicht gross und einflussreich genug, um das selbst zu regeln. Zumal im Ernstfall im Kampf gegen die Armee. Der Großteil der Pro-Mubarak-Demonstranten ist imho durch die Sicherheitsorgane (Polizei, Geheimdienste, etc) aufgewiegelt und danach koordiniert worden. Wozu das geführt hat und wie erfolgreich das war (unter der Vorraussetzung, dass das Ziel eine Auflösung der Proteste war) ist ja ersichtlich, wenn man die Zeitung aufschlägt oder die Glotze auf den einschlägigen Kanälen einschaltet.
Dann wäre da noch die (verbotene) Islamische Bruderschaft. Wird wohl auch nicht an die Macht kommen, da das den sunnitischen Ägyptern sicher gegen den Strich geht und selbst wenn der Fall doch eintritt, dann halten sich die Extremisten nicht lange, die geforderte Demokratie wirds von denen niemals geben.
Baradei halte ich ehrlich gesagt höchstens für eine Übergangslösung, aber nicht für die Zukunft des politisch wichtigsten Staates in Nordafrika.
Mag es noch eine Weile dauern, aber die Lage wird interessant. Zumal ich nicht mit einer Einmischung 'des Westens' rechne. Damit würde man definitiv mehr Schaden als Nutzen in der Region verursachen