--- Meinungen, Berichte und Sinnloses aus meinem Nachrichtenbunker in der regnerischen Hansestadt ---

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Freitag, 21. Januar 2011

Sind sie ein besserer Blogger?

Zählen sie auch zu den Bloggern, welche nur Tiefsinniges und Relevantes veröffentlichen? Die ihr Template so verändert haben, daß dem - natürlich ausschliesslich ihrem - Inhalt mehr Platz zur Verfügung steht, als dem Rest? Oder sind sie gar einer von denen, die alles Andere (Links, Impressum, Archiv, Labels, etc) gänzlich von ihrer Startseite verbannt haben? Sehr gut. Ihre Ideen brauchen schliesslich Platz um zu wirken und Raum sich zu entfalten. Damit auch der letzte Depp (der allerdings auf ihrem Blog nicht gern gesehen ist) versteht was sie da schreiben. Oder besser nicht, dann kommt er garnicht in die Verlegenheit sich eine Lobhymne auf ihre Grossartigkeit zusammenstammeln zu müssen.

Gehören sie weiterhin zu diesen Bloggern, die auf Short-Blogger (denen Twitter zu wenig Platz bietet und deren Blogs hoffnungslos mit irgendwelchen Bildchen, Apps und Ähnlichem überfrachtet sind) herabsehen und sich als etwas Besseres sehen, weil ihre Einmal-im-Monat-Posts länger sind als deren gesamter Halbjahresoutput? Belächeln sie, dass deren Feed täglich mehr Einträge hat, als weissrussische Oppositionelle verhaftet werden?

Schmunzeln sie, wenn sie einen Vergleich mit weissrussischen Oppositionellen machen? Vergleiche mit verhafteten russischen Oppositionellen und Ex-Oligarchen macht ja heutzutage jeder Dummkopf.
Also machen sie ihren Vergleich anders, um unmissverständlich klar zu machen, wie gebildet, belesen, allzeit gut informiert und politisch sie sind.
Sind sie stolz darauf, dass sie bei jedem ihrer langwierig entstandenen, auf echtem Briefpapier handschriftlich entworfenen Posts die Rechtschreibung selbst prüfen, weil sie sowieso schlauer sind als das Rechtschreibprogramm des dominantesten PC-Betriebssystemherstellers der Welt?
Dann, werter hochgebildeter, hochgradig intelligenter und nebenbei noch natuerlich wunderschöner Blogbetreiber, ja dann sind sie ein Besserer Blogger. Sie Arsch!

Selbsthass kann manchmal echt schön sein, oder?^^

Donnerstag, 13. Januar 2011

RockNRolla


Lasst dieses Lied laufen und stellt euch dazu einen Film vor. Einen Film, der nur so vor britischem Witz tropft, gekonnt durchchoegrafiert ist und am besten in Englisch genossen wird. Einen Film, der eine und mehrere Geschichten erzaehlt. Mehrere, weil jede irgendwie eigenständig sein könnte. Eine, weil alle diese Einzelnen doch zusammengehören.
Da ist der Londoner Old School Immobilienhai, der alles und jeden in Geld wickelt und sich damit die gesamte Stadt ergaunert hat. So ein bisschen ne Mischung aus Mafia, Hooligan und Gentleman. Stilecht mit nem zweiten Mann namens Arch(iebald).
Dann 'The wild bunch', 3 Gelegenheitsgauner, die ihre Zeit gerne in ner Kneipe mit all den andern Versagern, Kleinkriminellen und Ex-Knastis aus ihrem Viertel totschlagen.
Dazu die Buchhalterin, in einer Zweckehe mit nem schwulen Anwalt, die sich mal nach Aufregung sehnt und ein Russe mit richtig Geld und einem Glücksgemälde.
Fehlt nur noch der RockNRolla, der sich als dauerhaft zugekifft und extrem gebildet herausstellt. Erzaehler und heimlicher Held des Films, dreht er am Ende nochmal richtig auf.
Auf Papier oder im Fenster eures Browsers würde die Geschichte / würden die Geschichten nicht gut aussehen, weil kurz und nicht wirklich spannend. Aber in bewegtem Bild und Ton trotz etwas flacher Charaktere wunderbar. Wie gesagt: unbedingt in Englisch schauen. 9/10 von Archies berühmten Ohrfeigen

Mittwoch, 5. Januar 2011

Skandalös! Abartig! Unglaublich!

Der aktuelle Skandal um Dioxin-"verseuchte" Eier und Geflügelprodukte hebt mich von der Sache her so total...
garnicht an. "Es könnt' mir nichts egaler sein", so sang Farin mal (ob allein oder als Arzt weiss ich nicht mehr). Was mich allerdings stört ist die Panik und der mediale Aufwand.
Ich seh es kommen: in ein paar Jahren werden die Leute am Totenbett von sich sagen: "Mich hat dieses eine dioxinbelastete Ei am Jahresende 2010 dahingerafft!" Nicht der Lungenkrebs von 30 Jahren Asbestwellpappe schneiden, oder die 50 Jahre Kettenrauchen oder der Gehirntumor vom telefonieren mit dem Handy, noch die Geschwüre an den Augen vom vielen Fernsehen auf alten Röhrenmonitoren oder die vom Alkohol zerfressene Leber, nein! Es war dieses eine Ei, damals aus dem dunklen Zeitalter 2010 als die Eier dioxinbelastet waren und man vom einem Besuch bei KFC fettige Finger, Cholesterin und Krebs mit nach Hause nahm! Damals.... Als uns die Medien mit ihrer objektiven, zurückhaltenden und professionellen Berichterstattung die Augen öffneten für das Böse dieser Welt.

Sonntag, 2. Januar 2011

Der Puff und das Gewehr

Ich finde mich in einer Indy-Kunstaustellung. Die findet in einem alten Schulgebäude aus der Jahrhundertwende statt, richtig mit hohen Decken und laut plautzenden Türen in massiven Holzrahmen. Die Art, die man nie leise schliessen kann, so sehr man sich auch anstrengt. Dort sitze ich auf dem Boden, jemand anderes hat sich von dem Stapel alter Stühle aus einer der Ecken einen genommen und sitzt darauf. Eine junge Frau mit langen naturblonden Haaren und Eifer in den Augen zeigt uns ihre Bilder und erzählt dazu. Nach mehreren bunten, aber recht banalen Bildern nimmt sie ein schwarz-weißes.
Man sieht einen vom Gehweg zurückgesetzten Eingang, daneben hängt ein Schild an der Wand mit der Aufschrift: "Nicht mehr als 11 Personen." Neben dem Schild sitzt eine alte Dame vor einem Tisch. Die junge Frau in der Ausstellung, die Künstlerin erzählt. Das sei die Puffmutter, sie sitzt vor ihrem Geschäft und das Schild sei von ihr, weil sie Ordnung vor ihrem Haus haben will. Auch wenn bis zu 11 Personen dort stehen könnten, bleibt selten überhaupt jemand länger als um die Dame zu grüßen. Selbst das wird kaum mit einem unfreundlichen Nicken beantwortet. Ihr Geschäft läuft nicht mehr so gut. Ihre Öffnungszeiten sind schlecht für den Laden, doch die Dame wird das nicht ändern, es ist schließlich schon immer so.
Inzwischen bin ich in dieses Bild gerutscht und stehe neben ihr. Sie hat sich gade umgedreht um die Eintragungen in ihre Bücher zu machen. Akribisch trägt sie ein, wer wann kam, zu welchem Mädchen ging, wie lange dort blieb und wann wieder verschwand. Plötzlich kommt ein Auto angerauscht, vor dem Haus wird es langsamer. Aus den offenen Fenstrn lehnen sich Leute und schreien Obszönitäten, Verwünschungen und Spott. Die Konkurrenz. Vor Groll greift die Alte unter ihren Tisch und zieht ein Gewehr hervor. Anstatt selber anzulegen wirft sie es mir zu. Bevor ich zielen kann, ist das Auto schon hinter der nächsen Ecke verschwunden. Die Alte sieht mich an, ich schultere das Gewehr und wende mich zum Gehen. Ein Mann, welcher auch vor dem Haus stand, fragt mich: "Wer bist du?"
"Pinoccio", sage ich mit hoher Knabenstimme. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, weil er genau unter der Straßenlaterne steht. "Aber ich hab mir die Nase machen lassen", füge ich mit normaler Stimme hinzu und wache auf.