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Donnerstag, 18. Juni 2009

Akitas - 3 - Abwehr

Da ich uebers Wochende nach Peenemuende fahre, heute der dritte Teil meiner Fanfiction zu 2274. Lesestoff fuer die Leserschaft^^



Die Akitas lag ruhig auf dem Asteroiden, der als Versteck vor der Fei Lung dienen sollte. Die beiden Shuttles hatten sie in die Zange genommen. Eines war direkt vor ihnen, Stavros konnte es durch die Sichtfenster der Brücke klar sehen. Das andere war über ihnen, wahrscheinlich so ausgerichtet, dass es sie problemlos zerstören konnte. Er kochte vor Wut. Harlon sagte: " Die wollen an Bord kommen. Soll ich antworten? "
Der Kapitän entließ die Luft mit einem Pfeifen aus seinen Lungen und sagte dann mühsam beherrscht: " Nein. Die sollen bloß einen Fuß auf mein Deck setzen. Los komm, Harlon. Derrik, du bleibst hier. Moira, hol die anderen. Die sollen sich für ein Enterkommando ausrüsten."
Harlon grinste, sprang vom Sensorenplatz auf und lief von der Brücke. Stavros stapfte ihm hinterher zur Andockschleuse. Moira blickte Derrik kurz verwirrt an, wandte sich dann aber auch in Richtung Schott, welches sie hinter sich zuzog und verriegelte.

--- Moira ---

Die Reaktion des Kapitäns hatte mich stutzig gemacht. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Dieses Schiff bedeutete ihm wirklich viel. Trotz allem hatte er mir einen Befehl erteilt: ich sollte ein Enterkommando vorbereiten. Wer war dazu mitzunehmen? Harlon sicherlich. Die Zwillinge, dann können die beiden Schwachköpfe ihr ach so großes Können endlich mal unter Beweis stellen. Klara mußte auf jeden Fall mit, dazu war sie als Sanitäterin schließlich hier. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken und erinnerte mich wieder an den ersten Befehl des Kapitäns bevor wir entdeckt worden waren: " Scher dich in deine Kajüte und zieh dir was an! " Wie ein kleines Kind hat er mich kommandiert! Na warte, du magst zwar der Chef von dem Laden hier sein, aber das vergeß ich trotzdem nicht! Meine Füße waren eiskalt und meine Zehen wurden langsam blau, deshalb ging ich in meine Kajüte und zog mir meinen Overall und die schweren Stiefel an. "Da kommt selbst Draußen kein bisschen Kälte rein", flüsterte ich vergnügt. Schnell gab ich den Zwillingen Bescheid sich auszurüsten.
Klara war nicht in ihrer Kajüte. Wahrscheinlich trieb die sich wieder irgendwo im Schiff herum. Na dann musste ich sie halt suchen. Oder warten, bis sie mir über den Weg lief.
Mir stellte sich schließlich noch eine ganz andere Frage: Wie bei allen Konsortiumskolonien hatten diese verfluchte Piraten uns finden und so schnell aufbringen können? Ich hatte mir schon auf der Brücke den Kopf zermartert, war aber - wie ich ungern zugab - mit meinem Chinesisch am Ende. Bure würde sicher ein paar Gedanken und Ideen dazu haben.

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Auf dem Weg zur Schleuse überprüfte Stavros seine Hecutorpistolen. Eigentlich uralt, waren sie doch durch hervorragende Pflege immer noch in bestem Zustand. Die Magazine fassten 10 Schuß Kaliber 10,5mm. Die Waffen lagen gut in der Hand, noch echte Handwerkskunst. Mit den selbstgefertigten Patronen hatten sie noch nie Ladehemmungen oder sonstige Probleme gehabt. Die eine Pistole war mit speziellen Hohlspitzprojektilen geladen, welche im Ziel zersplitterten, ja geradezu explodierten und enorme Schäden anrichteten. Stavros hatte die hohlen Kugeln selbst gefertigt, mit Stahlsplittern gefüllt und dann mit einem harten Harz ausgegossen. In der anderen Hecutor waren 10 panzerbrechende Spitzprojektile zum Töten bereit. Diese Munition verwendete er nur auf Raumschiffen, da die Pulvermenge in den Patronen genau so eingestellt war, sodass sie die meisten Körperpanzer durchschlugen, an Schiffswänden jedoch abprallten.
Harlon erwartet ihn schon an der Schleuse und obwohl er so etwas erwartet hatte, schmunzelte er über das Arsenal seines Waffenmeisters unwillkürlich. Er trug vollautomatische Faustfeuerwaffen in Oberschenkelholstern, hatte seine selbstgebaute doppelläufige Pump-Action-Schrotflinte auf dem Rücken und eine weitere Pumpgun in den Händen. Diese warf er Stavros zu, der sie geübt auffing und reflexartig den Ladezustand überprüfte. Zu mehr kam er allerdings nicht mehr, denn das Shuttle der Fei Lung kam im Monitor des Schotts in Sicht.
" Welches ist das? ", fragte Stavros. Aus seinem Ohrhörer knisterte Derriks Antwort: " Das über uns. Das ist ihr zweiter Fehler heute. "
" Stimmt. Nimm das vor uns ins Ziel, denen wird wahrscheinlich nicht gefallen, was ich mit ihrem Enterkommando vorhabe! ", entgegnete Stavros.

--- Moira ---

Der seltsame aber kompetente Chefmechaniker war sicherlich im Maschinenraum. Er funkte mit mir auf einer Wellenlänge, obwohl er für das Schiff und ich für die Shuttles zuständig war. Eine Inspirationsquelle ohne Gleichen, doch könnte er schnell nervig werden, wenn er sich in ein Problem verbissen hatte. Der Steg aus Lichtgitterrosten über dem Laderaum schwankte leicht, als das feindliche Shuttle andockte. Ich war mir sicher, dass der Kapitän seinen Unmut über diese grobe Behandlung seines Lieblings deutlich zum Ausdruck bringen würde. Die Vorstellung, wie er sich den Piraten gegenüber aufregte, ließ mich still grinsen.

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Begleitet vom Zischen der Stoßdämpfer dockte das feindliche Shuttle mit einem Knall an die Akitas an. 'Deren Pilot ist aber nicht sehr sanft zu meinem Schiff', dachte Stavros. Worte zwischen ihm und Harlon waren überflüssig, dazu hatten sie schon zu viele Schlachten Seite an Seite geschlagen. Mit lautem Klacken rasteten die Halteklammern der Reihe nach ein. Harlon löschte das Licht in der Schleuse und dem kleinen Vorlagerraum in dem sie standen. Zischend und ratternd bewegte sich das Schott zur Seite, ein schmaler Lichtstreif wurde breiter, bis er die gesamte Rundung des Durchgangs ausfüllte.
Mehrere aufrecht gehende Gestalten kamen in Sicht. Stavros legte die Hecutor mit den Spitzgeschossen auf den ersten Umriss an. Das Enterkommando schaltete Taschenlampen an, nicht überrascht durch die Dunkelheit auf der Akitas. Beinahe gleichzeitig schossen Harlon und Stavros, worauf die ersten beiden Gestalten ohne einen Laut von sich zu geben zusammenbrachen, nur ihr Aufschlag auf dem Deck verursachte zwei dumpfe Schläge. Die anderen Enterer begannen wild ins Dunkle zu schießen und versuchten in der engen Schleuse Schutz zu finden. Harlon schaltete das Licht wieder ein, was zu eine schlagartigen Helligkeit führte, die die Feinde blendete. Doch sie stellten das Feuer trotzdem nicht ein. Stavros drückte sich tiefer hinter seine Deckung, ein paar Metallkisten. Er hoffte nur, die Piraten würden so schlau sein, keine hüllenbrechende Munition auf seinem Raumschiff zu verwenden. Dann hörte das Feindfeuer plötzlich auf. Als er sich umsah, erspähte er Harlon, wie er seine Doppelläufige auf den ersten Piraten anlegte, der sich grade an seine Position anschlich. Mit lauten Krachen und einer doppelten Ladung Schrot blies Harlon ihm die Hände weg. Der Pirat hielt inne, sah auf die blutigen Stümpfe seiner Arme, wo gerade noch seine Hände gewesen waren. Paralysiert richtete er sich auf und holte Luft um vor Schmerz zu schreien, als ihm das Blut aus den Wunden ins Gesicht und auf den Oberkörper spritzte. Währenddessen hatte Harlon einmal durchgeladen, so zwei neue Patronen in die beiden Läufe befördert und drückte noch mal ab. Der Kopf des Piraten explodierte in einer Wolke aus Blut und Hirnmasse. Als dem Torso die Beine wegknickten und der Oberkörper vorn überfiel entwich die zum Schreien gesammelte Luft pfeifend aus seinem Hals.
Geschockt über den schnellen und brutalen Tod ihrer Kameraden erhoben sich die anderen beiden Piraten und rannten zurück in ihr Shuttle. Stavros erhob sich und schickte ihnen je zwei Kugeln aus seinen Pistolen hinterher. Dem ersten sprengte eines der Hohlspitzgeschosse den Bauch, er fiel zu Boden, wandte sich schreiend in seinen Eingeweiden und seinem Blut. Den anderen erwischte ein Spitzgeschoß am Arm, ein Holhspitzgeschoss traf seinen Kopf. Wie in Zeitlupe sah Stavros den Schädel zerplatzen, er entfaltete sich wie eine Blume. Eine Blume aus rotem Blut, weißen Knochensplittern und grauer Hirnmasse. Der Schwung seiner Bewegung ließ den Toten auf dem feindlichen Shuttle gegen eine Wand klatschen. Eine breite, wie schleimig rote Spur ziehend, rutschte er daran herunter.
" Derrik: Feuer! ", befahl Stavros dem Mikro seines Interkomms. Dann atmete er kurz durch, um sich zu beruhigen.

--- Moira ---

Grade als ich den wie üblich verdreckten und ölverschmierten Bure im Maschienenraum fand, hörte ich den lauten Krach eines Feuergefechts aus dem vorderen Teil der Akitas. Es konnte nur von der Schleuse stammen, ich hoffte der Kapitän und Harlon waren am Gewinnen. Das laute Rattern der automatischen Waffen vollkommen ignorierend, schwätzte Bure munter drauflos: " Moira! Gut das du kommst! Ich hab da ein paar Ideen, wie ich den Antrieb noch um ein paar Quäntchen verbessern könnte, nicht das er es nötig hätte, aber..." Hastig unterbrach ich ihn:
" Halt mal! " Einmal in Fahrt würde er nicht zu stoppen sein, deshalb musste ich meine Frage schnell an den Mann bringen, " Hast du das Geschehen draußen mitverfolgt? " Mit angehaltenem Atem deutete er auf eine kleine Konsole neben der Hängematte, in der er seine Nächte verbrachte, wenn ihm der Weg in seine Kajüte zu weit und ineffektiv erschien. " Gut, dann weißt du ja, dass die ins unglaublich schnell aufgespürt haben. Wie kann das sein? " " Nachdenklich antwortete er: " Ich weiß es nicht genau. Aber meiner Meinung nach gibt es aber nur zwei Möglichkeiten... Na gut, vielleicht auch drei, obwohl die Dritte sehr unwahrscheinlich ist. " " Verrätst du mir deine Annahmen? ", fragte ich vorsichtig. " Na ganz einfach: die Dritte, fast undenkbare Möglichkeit ist, dass sie uns gesehen haben. Aber wie du weißt, ist die Akitas nicht sehr groß und Stavros hat ja sofort Gefechtsbeleuchtung ausgelöst. " Ich nickte, daß sie uns gesehen hatten, war wirklich unwarscheinlich. " Die zweite Möglichkeit ist, dass ihre Sensoren unseren überlegen sind. Eine letzte Möglichkeit sind Minisatelliten zwischen den Asteroiden. So wie ..." " ... ein Netz mit einer Spinne in der Mitte! ", beendete ich seinen Satz. " Genau. " " Und wie bekommen wir nun raus, was davon zutrifft? " Er begann vor mir nachdenklich auf und ab zu laufen, soweit das in der Enge möglich war. " Die Sicherste Methode der Ermittlung von Daten ist immer eigene Forschung. Wir müssen auf der Fei Lung nachsehen! "
" Das trifft sich gut, ich soll sowieso ein Enterkommando zusammenstellen. Wahrscheinlich will Er die Fei Lung übernehmen. Da könnte ich gleich mitfliegen und nachsehen. " Plötzlich war es wieder still auf dem Schiff. Die Schießerei hatte aufgehört. " Ich mach mich wieder auf den Weg nach vorne... ", sagte ich im Gehen. " Warte, ich komm mit. Vielleicht kann ich mich nützlich machen. "

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Harlon machte sich schon an den Leichen zu schaffen, durchsuchte sie nach Kennungen, Munition und nahm ihnen die Waffen ab. Trotz des blutigen Bildes, das sich ihm bot, Stavros musste doch grinsen; bei Waffen wurde der sonst so beherrschte Hüne kleptomanisch.
Ein leichter Ruck durchlief die Struktur der Akitas, Derrik hatte die Massebeschleuniger abgefeuert. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie in diesem Moment zwei hell leuchtende Projektile die Pylonen der Akitas verließen, die Entfernung zu dem andern Schiff in Augenblicken überwanden und es kritisch trafen. Er sah es auseinander brechen, Feuer aus den Bruchstellen schlagen, als es den entweichenden Sauerstoff verzehrte und bildete sich sogar ein, die letzten Schreie der Besatzung zu hören.
" Willst du da nur rumstehen, oder hilfst du mir bei der Schweinerei hier? ", fragte Harlon schnaufend, als er zwei Leichen - die beiden Ersten, die nicht mal Zeit zum Reagieren gehabt hatten - durch die Schleuse hinter sich her schleifte. Stavros stöhne innerlich, er musste sich mit dem Hand- und Kopflosen befassen, den Harlon fachmännisch in ein biologisches Wrack zerlegt hatte. Notgedrungen - der Tote trug nur einen dünnen Trikotanzug - packte er ihn an den Armen und zog ihn hinter sich her. Doch die Arme waren glitschig von seinem Blut und so blieb ihm nichts anderes übrig, als mehrmals nachzufassen. Am Übergang von der Akitas zu dem anderen Schiff verlor der Tote einen Schuh und Harlon kam dazu, packte ihn an den Beinen und half seinem Kapitän so den Leichnam auf das Piratenshuttle zu verfrachten.
Der Waffennarr und Sprengstoffexperte hatte seine Flinte über den Rücken geschlungen und zog nun ein kleines Päckchen aus einer Tasche. " Reichen uns 5 Minuten? " " Gib uns lieber 10, dann sind wir sicher aus dem Explosionsradius. ", antwortete Stavros.
In diesem Moment betrat Klara den Lagerraum. " Buargh! Musste denn das sein? ", fragte sie angewidert ob des Gemetzels. " Hättest du lieber mit denen geredet? ", stellte Stavros die Gegenfrage. Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse aus Grinsen und Würgreiz, " Aber passiert ist euch beiden nichts, oder? Ihr seht schlimm aus! " Jetzt erst sah er an sich herab und bemerkte, dass er von dem Toten mit Blut beschmiert war. " Nein, wir haben nichts abbekommen. Wäre ja noch schöner! "
Er trat an die Schleusensteuerung und wartete auf Harlon. Als der durchkam, schloss er die Schotten und sprengte das Shuttle ab. Langsam trieb es davon, anfangs umspielten noch ein paar Flammen den Dockring. Als diese erloschen waren, wandt Stavros sich ab und ging auf die Brücke. " Die Zwillinge sollen sich nützlich machen und hier aufräumen.", sagte er zu Klara. Bure kam aus einem Gang zum Maschinenraum, wahrscheinlich hatte er die Anweisung gehört, denn er fragte: " Kann ich das nicht machen? Ich hab da was Neues entworfen, schließlich ist das ja nicht das erste und letzte Mal das es hier aussieht wie in nem Schlachthof! " Stavros nickte zustimmend.
" Mach doch. Hauptsache es ist nachher wieder sauber. Halbwegs wenigstens, vom Boden essen muss man hier nicht können. "
Als er wieder auf der Brücke war, befahl er Derrik Kurs auf die Fei Lung zu nehmen.

2 Kommentare:

  1. Sehr schön, du schöpfst ja richtig aus den vollen. Jetzt fehlen nur noch die T... und das ganze ist perfekt. ;D

    Weiter so!

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  2. Ein wenig ekelig war es ja schon... ^^
    Aber bin schon ganz gespannt wies weitergeht hier... :-)

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