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Dienstag, 3. September 2013

Einmal Moskau - (M)Ein Stadtabenteuer II

Diese Reihe beschreibt meine Eindrücke von meiner Reise nach Moskau. Ich gebe dabei meine fast unmittelbaren Eindrücke wieder, da ich jederzeit dieses kleine schwarze Heftchen bei mir hatte, in welches ich fast alle meine Beobachtungen und Gedanken reingeschrieben habe. Dieser Text hat danach kaum Anpassungen genossen, damit es trotzdem nicht zu trocken wird, werde ich reichlich Bilder einstreuen. Viel Spass dabei!

Noch ein paar Worte zur Erklärung: [Dieser Text sind Anmerkungen, die ich erst später während des Nachbearbeitens eingefügt habe] und --- Alles was hier drin stand, waren Gedankenblitze, die nichts bis wenig mit den eigentlichen Geschehen zu tun hatten, sind aber in dem Moment entstanden ---

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Tag 2 : Lomonossov - Metro - Lomonossov


Besagtes Kaffee Haus, vom Hotel aus.
Frühstück im Kaffee Haus gegenüber vom Hotel. Hier das gleiche Bild wie im Sowjet Diner gestern: es gibt in wohl in jeder Schicht eine Bedienung, die halbwegs Englisch spricht und sich deswegen um den ausländischen Gast kümmern muss. Das muss weiter beobachtet werden. Außerdem festzustellen: wäre das in Deutschland auch so?

Kein Metro: Totenstille. Metro am Bahnsteig: Höllenlärm. Ist mir so gestern nicht aufgefallen.


Die Lomonossov-Universität ist wirklich beeindruckend! Kein Wunder, dass sie im Buch Metro 2033 so geheimnisvoll ist.



Ookay, es ist 1350. Den halben Tag in der Metro zugebracht und die Metrotour durch die Stationen aus dem Macro Polo Reiseführer durchgezogen. Bin etwa bei der Hälfte, jetzt Majakowskaja. Raus um nen Kaffee zu trinken (175r, soviel wie das gesamte Frühstück heute morgen gekostet hat!) und Postkarten zu schreiben, die ich in der Nähe des Hard Rock Cafe gekauft habe. Die billigen haben 20r gekostet, die künstlerisch wertvollen, auf alt getrimmten 100r. Das Stück! Teuerstes Souvenir bisher das TShirt vom HRC. Wen wunderts...



Die Metrostationen aus dem Führer sind wirklich gut! Schön, fast überwältigend prunkvoll, wenn man den Rest von Moskau so betrachtet. Wobei... Bei vielen Fassaden im Zentrum passt der überirdische Prunk zum unterirdischen. Kaffee leer, Postkarten geschrieben, Pause zu Ende, Zurück in die Metro!


Schnellere Rolltreppen als alles was ich aus Deutschland kenne haben die Russen in ihrer U-Bahn. Verständlich, 9 Millionen Kunden wollen jeden Tag zügig bewegt werden.

Könnte kotzen: gleich zwei Museen haben zu. Erst das Polytechnische an der Lubljanka und dann das GULAG-Museum nördlich vom Bolschoi-Theater. Letzteres ist aber trotzdem krass, es liegt genau im tödlichen L von Einkaufspassage und Fussgängerzone, Tür an Tür mit Edelboutiquen und feinen Restaurants. Geschlossen ist es trotzdem bis Ende September und mir gehen so langsam die Ideen aus, was man heute noch so machen könnte. Die meisten Sehenswürdigkeiten machen um 1700 schon zu. Die Postkarten sind abgeschickt, es fehlt nur noch eine, bei der ich die Adresse nicht genau weiss. Auf meiner Metrotour fehlt auch nur noch eine Station. Die Leninbibliothek sah auch nicht so aus, als würde man da reinkommen, alles Baustelle. Vielleicht sollte ich es Park Kultury am Südufer der Moskwa noch versuchen.

Die Postfrau hat mir übrigens 25r geschenkt, ich habe 100r bezahlt und 5x25r Briefmarken bekommen. Gut für mich, kann ich mir die letzte finanziell sparen.


Wenn ich Glück habe, finde ich das Gogol, welches im Reiseführer angeführt wird., da soll Geheimdienstchef Berija gerne gegessen haben.
Streiche Gogol, setze Arakwi. Das Gogol liegt um die Ecke an der Twerskaja.
Alles Quatsch, nur das Gogol auffindbar, ob es da Abendessen gibt, bleibt sowieso fraglich. Bin abgenervt, die Kilometerleistung macht sich in der rechten Schienbeinmuskulatur bemerkbar.

Und wieder weit und umsonst gelaufen. Das gesuchte Restaurant exisitiert nicht mehr und ich habe Hunger! Daher wieder in ein Kaffee Haus [so heisst die Kette] wie schon heute morgen eingekehrt. Bin hungrig und deswegen praktisch nicht auszuhalten, also gebe ich auch die Anstrengungen, russische Küche zu finden auf. Was zu Essen muss her, auch wenn es ein Burger ist.

Hab mich des Weiteren dagegen entschieden in das Panzermuseum in Kubinka zu fahren. Dazu reichen weder meine Nerven, noch mein Russisch. Komme in der Stadt so schon nur mehr schlecht als recht mit den Leuten klar. Metro fahren geht, da muss ich mit niemandem reden und kann mir Zeit lassen.


Nach dem Essen: zum GUM. Dazu wird sehr warscheinlich noch ein Geldwechesel notwendig sein, brauche noch eine russische Flagge und ein cooles TShirt wäre auch nicht schlecht. Das Angebot im HRC war da etwas enttäuschend, zumal teuer. Vielleicht bin ich zu dem Zeitpunkt auch schon etwas ausgehungert und daher schlecht drauf gewesen.


1905. Durch meine Sucherei ist wieder viel Zeit verloren gegangen, aber das ist es wert, eine Stadt lernt man immer noch am besten zu Fuß kennen. Bin offenbar so hungrig, dass ich den 300g Burger gefühlt in wenigen Sekunden inhaliere. Grapefruitsaft als Getränk dazu klingt zwar seltsam, schmeckt aber, da frisch gepresst.

--- Wieso bekommen es nichtmal die Russen hin, 
den Handlauf einer Rolltreppe mit den Stufen zu synchronisieren? ---

GUM. Ein elitärer Luxuskonsumtempel, der bei den guten alten Bolschewisten bestimmt postmortale Eigenrotation einsetzen lässt. Noch wie zum Hohn befindet sich in der Mitte der untersten Gänge eine Ausstellung mit alten Bildern: ein leerer, paradefertiger Roter Platz, die Parade zum 1. Mai 1980, an der Wand des GUM in roter Vetrautsamkeit: Marx, Engels, Lenin.


Ich bin wegen der abstoßen elitären Atmosphäre hier drin angenehm angewidert. Da frag ich mich doch, warum die Russen keinen Hass auf Die entwickelt haben, die hier schon zur Zeit der ganz roten Flagge einkaufen konnten. Gab es in der Sowjetunion keinen Neid? Während man in der Metro vor Hitze und Enge mit seinem Sitznachbarn (wenn man denn sitzen kann) zusammenklebt, gibt es hier auf 3 Etagen die Zurschaustellung des eigenen Unvermögens, noch etwas Sinnvolles von seinem vielen Geld zu kaufen. So krass habe ich das in Moskau noch nicht gesehen, sonst ist alles eher zweckmäßig und rational.
Sony stellt High-Tech aus dem fernen Osten aus, Samsung nebenan zusätzlich auch noch Waschmaschinen. Um die Ecke probieren Frauen im besseren Alter mit langen Roben angetan Pelzmäntel an. Wie soll man sonst (des Ehegatten) Geld verbrennen?

Zum Glück gibt es in der Fussgängerzone am GUM einen London Grill und Pub. Wie es sich gehört, ist in dem, wo London drauf- und eine rote Phonebooth davorstehen auch Guinness drin. Zwar etwas wässrig, aber für Eins geht das grade noch in Ordnung. Zumal so weit weg vom Ursprung. Musste doch kein Geld mehr wechseln, bin noch im Besitz von etwas mehr als 2000r und im GUM hab es nichts Interessantes. Besitze ich schon alles? Nein, die Flagge fehlt noch und eine Fellmütze will ich auch noch. Muss ich morgen am Kreml nochmal schauen, in der Fussgängerzone beim HRC hab ich die für 300r das Stück gesehen.

Gut, ich fahre gleich nochmal auf die Sperlingsberge zur Lomonossov und nicht erst nochmal ins Hotel. Die Fahrt dürfte ne Weile dauern [der Fussmarsch von der Metrostation zur Lomonossov dauerte aber noch länger...]. Auf dem Rückweg vielleicht mal auf dem südlichen Abschnitt der Ringstrecke bis zur Komsomolskaja [meine Umsteigestation zum Hotel] fahren? Würde zur Stationstour passen, die Kurskaja fehlt mir noch und liegt genau in dem Bereich.


--- Scheingeld. Tut nur so... ---

0006, zurück im Hotel, Mails beantwortet, eine Handynummer von nem ehemaligen Kameraden aus Moskau erhalten. Schmerzen im rechten Knie, halte das für schlechtes Timing des Gelenks. Kurskaja ist ausgefallen, hatte nach dem Gewaltmarsch von der Station Universitet über Lomonossov zur Vorob'evy Gory keine Lust mehr drauf. Neue Karte für 24h Metro gekauft, offenbar zur Belustigung der Verkäuferinnen.

Ich falle optisch und verhaltenstechnisch so aus den gängigen Schemata, dass die Moskauer offenbar nichts mit mir anzufangen wissen. Werde von Polizisten schräg angeschaut, aber von Verkäufern und Flyerverteilern ignoriert.

Moskau versucht krampfhaft sauber zu sein, vergisst aber, dass es eine Baustelle ist! Überall wird mit Wasser gereinigt, aber die Fussgängerzonen machen trotzdem keinen einladenden Eindruck. Schade eigentlich. [Erst am Donnerstag begreife ich wieso: keine Bepflanzung. Es sieht mit dem ganzen Granit zu steril aus]

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PS: Es ist ein Krampf bei Blogger mit Bildern zu arbeiten. Immer noch!

PS²: Die Bilder stammen alle vom Nokia N8...

3 Kommentare:

  1. Ich bewundere ja deinen Mut, dich so ganz ohne Russische Sprachkenntnis in diese Metropole zu wagen. Hut ab!

    Freue mich schon auf den nächsten Teil deiner Berichterstattung. Die Mütze hast du ja anscheinend bekommen. ;)

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    1. "So ganz ohne Russische Sprachkenntnis" ist ja nicht ganz richtig. Ich hab in der Schule immerhin 4 Jahre Russisch gehabt, was zwar auch schon ein paar Jährchen her ist, aber trotzdem hat es geholfen. Nach 2 Tagen kam auch genug zurück, aber dazu nächste Woche mehr.

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  2. Ich glaube Moskau ist eine tolle Stadt zum besuchen und eine furchtbare Stadt um dort zu leben.

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