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Samstag, 5. Februar 2011

Krawalle, Tote, Untätige und langweilige Kameraeinstellungen

Also Ägypten. Am Mittwoch hab ich ganz ungläubig auf den Fernseher im Break-Room gestarrt, weil ich erst garnicht recht glauben wollte, was da auf dem Tahrir-Platz in Kairo passiert. Aus friedlichen Protesten wurden Straßenschlachten, gegen die die 1. Mai-Krawalle in Berlin oder die Jugendaufstände in Paris wie Kindergeburtstag aussehen. Den Rest der Woche hatte ich praktischerweise die Möglichkeit die total-Berichterstattung auf ntv verfolgen zu können.
Wie auf Facebook schon vermutet, wurde es insbesondere Nachts richtig heftig, mit Molotovcoktails, Schiessereien und offensichtlich von Regimenahen bzw. -treuen Kräften inszinierten Vorfällen am Rande der Stadt oder der Proteste (Ich errinner nur mal an die Überfälle auf die SOS-Kinderdörfer). Die ganze Zeit hielt sich die Armee aus der Sache mehrheitlich raus, aber was will man mit den Paar einzelnen Hanseln und Panzern auch groß gegen diese gigantischen Massen machen?
Mal ganz davon abgesehen, wieviel Menschen noch sterben werden, wieviele noch verletzt werden oder wie lange dieser Zustand noch andauert: was wird dann passieren? 
Husni Mubarak geht. Das steht praktisch fest. Seinen Sohn oder andere, ihm nahe Stehende werden auch nicht an die Macht kommen. Wie auch, das Militär scheint nicht hinter ihm zu stehen und sein Polizeiapparat ist wohl nicht gross und einflussreich genug, um das selbst zu regeln. Zumal im Ernstfall im Kampf gegen die Armee. Der Großteil der Pro-Mubarak-Demonstranten ist imho durch die Sicherheitsorgane (Polizei, Geheimdienste, etc) aufgewiegelt und danach koordiniert worden. Wozu das geführt hat und wie erfolgreich das war (unter der Vorraussetzung, dass das Ziel eine Auflösung der Proteste war) ist ja ersichtlich, wenn man die Zeitung aufschlägt oder die Glotze auf den einschlägigen Kanälen einschaltet.
Dann wäre da noch die (verbotene) Islamische Bruderschaft. Wird wohl auch nicht an die Macht kommen, da das den sunnitischen Ägyptern sicher gegen den Strich geht und selbst wenn der Fall doch eintritt, dann halten sich die Extremisten nicht lange, die geforderte Demokratie wirds von denen niemals geben.
Baradei halte ich ehrlich gesagt höchstens für eine Übergangslösung, aber nicht für die Zukunft des politisch wichtigsten Staates in Nordafrika.
Mag es noch eine Weile dauern, aber die Lage wird interessant. Zumal ich nicht mit einer Einmischung 'des Westens' rechne. Damit würde man definitiv mehr Schaden als Nutzen in der Region verursachen

2 Kommentare:

  1. Baradei hat sich selbst auch nur als Übergangslösung ins Gespräc gebracht. Von daher kann man wohl im Moment hoffen, dass die langfristig eine "islamische Demokratie" ala Türkei werden.
    Aber spannend bleibt es auf jeden Fall.

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  2. Ja, das sind zurzeit dieselben Gedanken, die ich mir zu diesem Thema auch mache. Ich warte da jedoch auf eine Veränderung zum Guten, und habe mich deshalb noch nicht so wirklich dazu geäußert.

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