Lange schon lese ich Science Fiction Buecher aus dem teilweise zum Erscheinungsdatum noch bestehenden, heute vergangenen Ostblock. Doch erst jetzt ist mir klar geworden, dass all diese Russen, Polen, Tschechen, Kasachen und DDR-Buerger in ihren Vorstellungen der Zukunft eins gemein hatten: Es gibt keine Treppen. Nirgends, auf keiner noch so ausserirdischen Welt, auf keinem in Besitz genommenen Mond, geschweige denn auf nicht-irdischen Raumschiffen, Stationen oder Staedten. Genauso - aber das haengt warscheinlich mit dem kulturellen und politischen Hintergrund der Autoren zusammen - gibt es keine Prunkbauten, nur Funktionalitaet ueberall. Die Staedte sind sauber, hell und streng nach Raster angelegt, dabei errinnern die Wohnbauten im Aufbau meistens sehr an die bekannten Wohnsilos der Plattenbauaera. Auch gibt es, von den sozialistischen Prachtbauten zur Unterbringung des Arbeiters mal abgesehen, keine eindrucksvollen Gebaeude. Alles ist Funktional, von der Einrichtung der Haeuser, ueber die skizzierten bis ausfuehrlich beschriebenen Gesellschaften bis hin zur Kleidung.
Noch ein immer wieder auftretendes Phaenomen ist, dass sich der Sozialismus auf der Erde durchgesetzt hat. Selbst wenn dem nicht so ist, der Autor sich nicht unbedingt Gedanken darueber machen wollte, so herrscht doch auf Erden immer Frieden und sobald ein gemeinschaftliches Ziel auftaucht, zB eine Nachricht einer Vernunftbegabten Rasse von ausserhalb des Sonnensystems ( oft von Alpha Centauri, logische weil naechstgelegene Sonne ), immer Einigkeit. Da gibt es kein Kompetenzgerangel, alle freuen sich, sind tolerant und arbeiten zusammen.
Dann faellt noch eins auf, oder besser zweierlei: die 'anderen' Rassen beherrschen immer Kraftfeldtechnologie. Fahrstuehle sind immer dunkle, leere Roehren, die oft durch sog. 'Biostroeme' aktiviert werden. Doch statt einer Kabine bewegt sich in diesem Schacht meist nur ein Kraftfeld. Damit verbunden sind immer Erklaerungsversuche. Da kommt dann die Science zur Fiction, wenn die Protagonisten - die uebrigens immer Wissenschafter, oder wenigstens wissenschaftlich bewandert sind - dem Leser erklaeren, warum denn jenes so, doch dieses anders funktioniert, wenn anhand der Entfernungen im Sonnensystem oder zur naechsten Galaxie die Relativitaetstheorie auseinandergepult wird. Es klingt, bzw liest sich auch immer sehr logisch, wenn da von Frequenzmodulation, Sichbarkeiten von Wellen im Spektrum oder Strahlungswerten die Rede ist. Doch wen interessiert das? Mich, den Leser und Fan von OstblockSciFi! Welche westliche Serie oder welches westliche Buch setzt sich damit auseinander, nach welchem Grundkonzept ein Volk lebt und flechtet noch die neueste Abschlussarbeit von der russischen Physikakademie unter die Handlung, sodass der Stoff lange nicht so trocken rueberkommt, wie er eigentlich ist.
Und trotzdem: keine Treppen. Warscheinlich ging das den Autoren am Sozialismus als Einzigstes auf den Sack...
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Sonntag, 9. August 2009
Keine Treppen
geschwaetzt von Madse um 19:36
Labels: Gelesen, Geschwaetz, Tiefsinnig
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Ach verdammt, Erich Honecker lässt sich in Textform so schlecht nachäffen.
AntwortenLöschen"Welche westliche Serie oder welches westliche Buch setzt sich damit auseinander, nach welchem Grundkonzept ein Volk lebt und flechtet noch die neueste Abschlussarbeit von der russischen Physikakademie unter die Handlung, sodass der Stoff lange nicht so trocken rueberkommt, wie er eigentlich ist."
AntwortenLöschen2274 versucht es. :D
Aber du hast Recht: Der Ostblock SciFi ist schon was ganz besonderes. xD
Gibts sowas auch als Hörspiel? Oder Hörbuch? Zum Bücher lesen komm ich gar nicht mehr... Hört sich aber interessant an...
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