--- Meinungen, Berichte und Sinnloses aus meinem Nachrichtenbunker in der regnerischen Hansestadt ---

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Freitag, 19. Oktober 2012

Ein Raum

Ein öffentlicher Raum. Die Menschen sind gegenseitig teilnahmslos, äugen herum, rauchen. Die ausserhalb des gelben Vierecks richten Augen und Ohren in ihre Smartphones, Kopfhöhrer, Tablets, Laptops und - ganz selten - in ein Buch. Der Kosmos um sie alle herum ist ganz schmal, von Eisen und Beton eingeengt, begrenzt. Er ist schmal, aber lang, biegt sich um die Wirklichkeit, scheint kein Ende zu nehmen, flacht in der Ferne zunehmend ab.
Menschen laufen vorbei, ratternd ziehen sie ihre Güter hinter sich her. Flüchtige, unauffällige Blicke werden ihnen über Brillenränder, aus Augenwinkeln hinterhergeworfen. Niemand will interessiert scheinen und doch jeder alles um sich wissen.
Man wartet.

Dann fahren die Züge ab und ich sitze nur noch auf einem Steg aus Beton und Stein in einem Meer aus Schotter und Stahl. Freiheit?

Es bewegt sich immer noch niemand. Verstohlen wird gefragt, ob die Zeit schon vergangener ist als gerade eben. Nichts tut sich, nichts rattert, niemand plappert. Ein Feuerzeug entzündet eine Zigarette. Wohl ein Mutiger, der noch an ein paar mehr Minuten glaubt. Einer, der es schon weiss?

Eine Stimme aus dem Off. Ein körperloser Mund spricht, unverständlich, rauschend, zusammenhangslos. Blicke richten sich von analogen und digitalen Inhalten auf. Ohrhöhrer werden aus Ohren gefummelt. Ungläubige Blicke richten sich auf Anzeigetafeln, prüfen Uhren und bedrucktes Papier, Augen rollen. Die Stimme nimmt einen entschuldigenden Ton an, befristet die Zeit, legt sie in Fesseln, macht sie fest an dem grauen Steg.

Die Frist verstreicht ereignislos. Augen und Ohren haben sich wieder angeekelt von der Wirklichkeit abgewandt. Unmut kriecht auf den Steg. Umnebelt die Geister der Schwachen und Unerfahrenen. Schwarze Anzüge klappen Laptops energisch zu, verstauen sie in schwarzen Taschen,rattern mit schwarzen Rollen im Schlepptau davon, genervt.

Werden sie sich erheben? Einen wütenden Mob bilden? Losziehen, Gewalt ausüben, Aktionen fordern?
Wohl kaum.

Da hinten kommen sie. Neue Wände für den Steg, wieder Räume schaffend, halten sie kreischen und quietschend. Bewegung bricht los, brandet an offene Türen. Nur Minuten später ist wieder alles leer.

3 Kommentare:

  1. Ich bin ehrlich beeindruckt!

    Gefällt mir gut. Sehr tiefsinnig! :)

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  2. So hab ich das auch noch nie betrachtet...

    Für mich ist es nur nervend... ^^

    Sehr schön geschrieben!

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